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'Bigger Than America' reviewed in Kreuzer Leipzig Online

Heaven 17

"Bigger than America" (Wintrup/WEA Records)

"I've never been closer - I try to understand" - die dynamische Hymne mit dem leisen Einstieg wurde 1992 neu veröffentlicht. Der Ausverkauf des großen Hits? Vier Jahre später müssen Kritiker klein beigeben, die die "Temptation"-Macher als 80er-Synthie-Popper längst abgeschrieben hatten. Und dabei machen die Briten auch 1996 noch Synthie-Pop. Die 12 neuen Stücke wirken fast trotzig: Die Gründer von Human League nutzen zwar die Keyboards eueren Herstellungsdatums, doch ihre Songstrukturen klammern sich an die eigene Tradition. Heaven 17 '96 hören sich an wie Heaven 17 '83. Als hätte es die letzten 13 Jahre nicht gegeben. Kritiker werden ihnen gerade das vorwerfen, frühere Fans werden sie dafür lieben. Die Herren Ware, Marsh und Gregory lassen Drum & Bass, House etc. außen vor und thematisieren statt dessen die weltumspannenden Informationskanäle. Das globale Dorf ist für sie längst Wirklichkeit geworden, das Trio ist fasziniert von Technologien, die der Menschheit dienen. Der Fetischismus, per Internet mit dem hinterletzten Kaff im US-Staat Wyoming kommunizieren zu können, schlägt sich im Album-Titel nieder. Und dabei machen die drei Herren mit der Ausstrahlung von Bankangestellten den Eindruck, als wollten sie sich mit allen Mitteln vor dem anstehenden Computerkurs drücken. Heaven 17 setzen mit "Bigger than America" keinen neuen Trend. Sie sind auch nicht wieder da. Sie sind halt noch da.